3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

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Arnd
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3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

Die Celebration2023 in London mit Ihrer unglaublichen Vielfalt an gedruckten Droiden war für mich der letzte Auslöser, daß ich einen richtig großen 3D-Drucker brauche... :mrgreen:

Nun war mein bisheriger Drucker, mit dem ich den C-3PO gedruckt habe (ein X400 von Germanreprap) auch schon nicht gerade klein, aber er scheitert eben z.B. an einer entscheidenden Disziplin: Einen Astromech-Dome in einem Stück drucken...

Zu meiner Überraschung mußte ich feststellen, daß das Angebot an käuflichen 3D-Druckern in dieser Größe inzwischen arg überschaubar geworden ist. Viele Crowdfunding-Projekte, die Großdrucker entwickeln wollten, sind inzwischen eingeschlafen.

Am Ende blieb eigentlich nur noch der Creality CR10 S5 über, den ich schon etwas länger im Auge hatte. Der Haken bei dem Gerät: Die Produktion ist inzwischen eingestellt; und es gibt nur noch Restbestände auf dem Weltmarkt. Der etwas modernere CR Max klingt zwar größer, hat aber nur einen 45x45x45 cm-Bauraum. Für Astromech-Domes leider einen Tick zu klein.

Also den CR10 S5 bestellt, und innerhalb von wenigen Tagen stand eine große Kiste vor der Tür. Öffnet man den Karton, schaut einem gleich das riesige Druckbett (500x500 mm) entgegen:
20230419_200708m.jpg
Nach dem Auspacken habe ich erstmal alle Teile nett für ein Photo angeordnet. Wegen des Ausverkaufes hatte ich gleich alles an später wahrscheinlich benötigtem Zubehör mitbestellt: Großes Heizbett über die ganze Fläche statt des serienmäßigen, nur die Mitte des Bettes heizenden, ein BL Touch für automatisches Bettleveling, und ein paar Düsen in etwas größerer Dimension. Von Creality war außerdem bereits eine geradezu verdächtig großzügige Menge an Ersatzteilen beigelegt: Ersatz-Hotend, Ersatz-Extruderteile, Verkabelung, usw, usw..
20230419_204353m.jpg
Der rein mechanische Zusammenbau ist dann (wie schon in zig Youtube-Unboxing-Videos zu sehen) relativ trivial. Es wird einfach nur die Brücke mit der höhenverfahrbaren X-Achse an das Chassis geschraubt. Dann noch die Kabel angestöpselt, und schon ist das Ding fast fertig.
ABER: Das ging mir als altem Hasen, der schon drei 3D-Drucker aus Einzelteilen zusammengebaut hat, und dem die Funktionsprinzipien klar sind, locker von der Hand. Wenn ich mir aber vorstelle, daß ein Anfänger mit der katastrophal von Chinesisch auf Englisch übersetzen, und auch sonst ziemlich konfusen und unvollständigen Anleitung seinen ersten Drucker zusammenstecken soll, werde ich echt skeptisch. Gottseidank gibt´s viele Hilfsvideos auf Youtube.

Fertig out of the Box sieht das Schätzchen dann so aus:
20230419_211236m.jpg
Sieht ja gar nicht so groß aus. Man darf aber nicht vergessen, daß das Teil als "Bettschubser" das Druckbett um komplette 500 mm hin und her schiebt, also eine Gesamtlänge von > 1.000 mm auf dem Basteltisch braucht. Uff !

Dann ging´s ans Bedleveling: Erster Punkt vorne links: Check. Zweiter Punkt hinten links: Check. Dritter Punkt hinten rechts: Hä ? WTF ? Das Bett, das links schon auf 0,2 mm Abstand eingestellt har, hatte rechts rund 7 mm Abstand !!! Und da war auch mit den Einstellfedern nichts zu machen.
Die Fachleute in der großen chinesischen Druckerfabrik hatten schlicht die beiden Z-Hubspindeln auf 7 mm unterschiedliche Nullpunkte eingestellt ! Jetzt verstand ich, daß im Internet einige Anfänger über den CR10 S5 fluchen, und teils erst nach Monaten zum Laufen bringen.
20230422_125227m.jpg
Also die rechte Z-Spindel gelöst, und mit der Schieblehre so gut es ging auf die gleiche Höhe wie links eingestellt. Danach konnte man endlich ordentlich bedleveln.

Dann ging der erste Testdruck los, mit der dem Drucker beiliegenden 200g-Testspule. Aber dazu im nächsten Beitrag mehr...
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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von JUST2018 »

Hey Arnd

Danke für den Report 👍
In nicht allzu ferner Zukunft möchte ich auch mit einsteigen.
Bin gespannt ob du zufrieden bist und ob der Drucker Newbie-friendly ist oder eher doch was für erfahrene Drucker 😊

Ich werd’s hier verfolgen und wenn es dann bei mir auch soweit ist….
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Arnd
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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

Wenn das auch ein CR10 S5 werden soll, würde ich aber schnell zuschlagen. Da gehen überall gerade die letzten Exemplare weg.
Ansonsten halt der CR Max. Immer noch ein riesiges Druckbett.

Einsteigerfreundlich, naja.... Aber Du hast ja Youtube, und Kumpels, die Dir da notfalls Unterstützung geben. ;)
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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

Heute ging´s an einige Verbesserungen, die ich dem CR10 angedeien lassen möchte. Vielen Dank dabei am Olli vom Outpost One, der sich am letzten Wochende die Zeit für eine "Verbesserungsberatung" genommen hat !

Akt Eins ist der Extruder: Das serienmäßige Plastikteil wurde gegen eine Metallversion ausgetauscht. Gibt´s für unter zehn Euro bei dem großen Fluß.
20230428_171148m.jpg
Der Metallextruder wird noch durch eine 50 Watt-Heizpatrone (statt der serienmäßigen 35 W) ergänzt. Hintergrund ist, daß ich logischerweise wegen des großen Bauraumes große Düsen (0,8mm oder gar 1,0 mm) verwenden möchte (muß), um keine ewigen Druckzeiten zu haben. Fette Düse heißt aber größerer Massenstrom an Filament, was in der gleichen Zeit aufgeheizt werden muß (außer, man dreht die Geschwindigkeit runter). Mit der serienmäßigen Konfiguration war mit einer 0,8er Düse bei ungefähr 70 mm/s Filamentgeschwindigkeit Schluß. Darüber ist der Extruder hörbar übergesprungen.
Daher: Fette Heizpatrone. Ich hoffe, damit auf etwa 100 mm/s zu kommen.

Parallel wurde auch das "Kabelverlängerungs-Set", das Creality anbietet, verbaut. Hätte ich gleich mitbestellen sollen; die serienmäßigen Kabel sind äußerst knapp bemessen, und lassen überhaupt keinen Spielraum.

Dann kam das Thema Heizbett: Der CR10 S5 hat ja ab Werk ein etwas "gefaktes" Heizbett. Unter der 510x510 mm großen Druckplatte ist nur ein 300x300 mm großes Heizelement angeschraubt. Berichte aus dem Internet sagen glaubwürdig, daß es außen kaum warm wird. Außerdem dauert das Aufheizen mit den serienmäßigen 12 V ewig.

Aber die rührige Zubehörindustrie war nicht untätig, und hat eine 230 Volt-Heizmatte mit den vollen 510x510 mm herausgebracht. Wahlweise sogar entweder als Einzonen-Version, oder mit zwei Heizzonen. Die Absicht hinter den zwei Zonen ist, daß man bei kleineren Drucken nur das kleinere, mittlere Segment aufheizt, und nur bei Bedarf die äußere Zone.
Die Heizmatte hat nämlich eine Heizleistung von 1,03 kW, aufgeteilt in 360 W (innen) und 670 W (außen).

Achtung: Das Heizbett hat 230 V, also potentiell tödliche Spannung. Damit darf in D nur eine ausgelernte Fachkraft arbeiten. Wer dies also nachmacht, sollte wissen, was er tut, oder einen Fachmann heranholen.

Für die Montage der Heizmatte wird der Alurahmen unter dem Bett entfernt, dann entfettet und die Matte aufgeklebt. Der Alurahmen wird mit längeren M4-Schrauben wieder befestigt:
20230428_151434m.jpg
Hier übrigens im Vergleich die werksseitige Heizplatte:
20230428_151420m.jpg
Der Knackpunkt bei einem Zweizonen-Kilowatt-Heizbett ist natürlich die Ansteuerung. Direkt über das Board, wie Serie, scheidet aus. Also werden je Zone je ein Solid-State-Relais zwischengeschaltet. Die Relais werden dann über den 12V-Ausgang aus dem Board angesteuert.
Die Ein/Aus-Schaltung der Zonen erfolgt niederspannungsseitig quasi vor den Relais. Gegen einen "thermal runaway" (z.B. weil das Relais in "zu" durchbrennt) baue ich noch zwei Thermosicherungen an die Heizmatte, die bei 120°C durchbrennen.

Kritisch ist natürlich die Regelung der zwei Zonen. Serienmäßig hat das Board nur einen Heizbett-Thermistor, also kann man nur eine Zone wirklich regeln. Theoretisch ist noch ein Thermistoreingang (vom nicht vorhandenen zweiten Extruder) frei, also mit allerhand Umgefummel in der Firmware könnte man sicherlich zwei Zonen vom Board aus regeln.

Hier werde ich erstmal Betriebserfahrungen abwarten, wie sich das Bett thermisch verhält.

Dann die ersten Tests (um überhaupt rauszufinden, welcher Draht welche Zone ansteuert). Eine der beiden Anschlüsse wurde ordentlich über einen Taster (!) mit 230 V verbunden. An den 100K-Thermistor wurde ein Multimeter angeschlossen, und die zugehörige Meßwerttabelle studiert. Bei 25°C = 100 kohm; sinkt der Meßwert unter 10 kohm, liegen rund 90°C an; dann sollte man aufhören zu heizen. Diese Kontrolle ist wichtig, denn wie man sehen wird, geht es mit dem leistungsfähigen Bett ziemlich flott.
20230428_171204m.jpg
Von der Arbeit konnte ich mir einen Wärmebild-Aufsatz fürs Smartphone ausleihen, so daß man sehr schön sehen konnte, wo es warm wird. Nicht wundern über die komische Optik; die Kamera kombiniert Konturen aus dem Realbild mit dem Wärmebild, damit man besser sehen kann, wo man eigentlich ist.

Sieh da, der erste Draht war die Innenzone:
FLIR_20230428_050820_338m.jpg
Und nach kurzer Umbaupause war der andere Draht dran:
FLIR_20230428_050030_379m.jpg
Die Temperatur stieg dabei durchaus flott. Bereits nach etwa 10 Sekunden waren 40°C über die ganze Fläche erreicht. Der Test auf 60° oder gar 100°C (ich träume ja noch von ABS) kommt erst, wenn das Heizbett geregelt und gesichert läuft.

Soweit erstmal prima. Der nächste Schritt ist jetzt, den Drucker an seinen Aufstellort zu bringen, dort kommt er auf einen verfahrbaren Unterschrank, der auch die Regelung aufnehmen soll.
Arnd

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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

Jetzt war die Steuerung des großen Heizbettes dran. Da wir ja jetzt mit 230 V spielen, und die Heizleistung echt heftig ist, ist die Gefahr eines "Thermal Runaways" gegeben, d.h. daß aus was für einem Grund auch immer die Heizmatte nicht aufhört zu heizen, sich letztlich selber zerstört oder Feuer fängt, und dann auch noch 230V-Kabel blank liegen.

Daher habe ich in die 230V-Zuleitung unter dem Bett zwei Thermosicherungen mit der Auslösetemperatur 120 °C eingebaut. Diese sollten beim Überschreiten der Temperatur schmelzen, und somit die Spannungszufuhr kappen. Der Wert "120°C" ist natürlich erstmal ein Testballon. Einerseits will ich bis 100°C heizen, und etwas Luft muß zwischen Dauertemperatur und Auslösetemperatur liegen; andererseits kommt wegen notwendiger Isolierung sowieso nicht die volle Betttemperatur bis zur Thermosicherung.

Letztlich habe ich eine Thermosicherung für die äußere Heizfläche an einem leeren Schraubloch mit einem Alublech befestigt (links unten im Photo), und eine zweite fast mittig für die innere Heizfläche unter den Anschlußkabeln:
20230507_182923m.jpg
Wenn eine der beiden Sicherungen auslöst, werden sicherheitshalber beide Heizflächen abgeschaltet.

Da ja jetzt mit 230 V geheizt wird, wird der Ausgang "Bett heizen" von der Creality-Steuerung jetzt auf zwei "Solid State Relais" (SSR) geleitet, die im Prinzip wie ein elektronisches Relais die 230V schalten. Der Vorteil der SSR ist, daß diese auch hohe Schaltzyklen, wie z.B. bei einer Pulsweitensteuerung des Heizbettes problemlos verkraften.

Es stand natürlich außer Frage, die gefährliche 230 V-Spannung in den Creality-Steuerkasten einzubauen. Sämtliche Netzspannung ist in einem separaten Schaltkasten unterbracht. Unten in dem Kasten liegt die Netzspannungsebene; oben die harmlose 12V-Ansteuerungsverkabelung:
20230511_213909m.jpg
Ganz wichtig ist natürlich noch, alle Metallteile des Druckes und insbesondere des Heizbettes mit dem Schutzleiter des Stromanschlusses zu verbinden, damit im Fall eines Isolationsfehlers der häusliche FI auslöst.

Mit Schaltern kann ich zwischen den Heizzonen umschalten; also z.B. nur die innere Zone heizen lassen.

Das Ganze wurde dann äußerst vorsichtig und schrittweise in Betrieb genommen; erst die Niederspannungsseite, und dann der 230V-Teil.
Kontrolliert wurde das Schalten wieder mit der Thermografiekamera.

Es zeigt sich, daß die Leistung des Heizbettes mehr als ausreichend ist. Mit dem serienmäßigen Heizbett klagen viele Nutzer über sehr lange Aufheizzeiten; mit dem Zweizonenbett heizt der Drucker innerhalb von ca. 20 Sekunden z.B.auf 40 °C auf, und schaltet dann erstmal für eine Minute ab, bevor er wieder ein paar Sekunden nachheizt. Man könnte auch fast von einer leichten Überdimensionierung sprechen.

Ein kleiner Nachteil zeigte sich noch: In dem Zweizonenheizbett sind ja auch zwei Thermistoren als Temperatursensoren eingebaut. Aber offensichtlich sind BEIDE in der Mittelzone untergebracht; denn die Meßwerte unterscheiden sich weniger als 1°C; auch wenn man jeweils die andere Zone aufheizt.

Das hätte den blöden Effekt, daß man theoretisch die äußere Zone aufheizen könnte, aber der Sensor in der Mitte davon nicht viel mitbekommt. Und schon läuft man in einen "Thermal Runaway". Also darf man auf keinen Fall nur die äußere Zone alleine beheizen; immer nur parallel mit der mittleren. Ich werde wohl die Schalter noch mal entsprechend anpassen.

Das Photo zeigt so einen testweisen Thermal Runaway; natürlich rechtzeitig abgebrochen:
FLIR_20230511_094639_343m.jpg
Arnd

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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

Eines der weiteren Dinge, die mir am CR10 S5 ab Werk nicht gefielen, waren die überall frei herumbaumelnden Kabel. Einige davon hingen auch teils in den Bauraum hinein, z.B. die Zuleitungen zum Hotend, so daß die echte Gefahr bestand, daß die Kabel sich an einem gerade druckenden Objekt verfangen, und das Teil umreißen, oder Schritte verloren gehen, und der Druck unbrauchbar wird. Dazu kam noch, daß die Zuleitung zum ja ständig bewegten Heizbett jetzt mit 230 V lief, also bei einem Schaden höchste Gefahr bestand.

Daher habe ich alle Kabel zu beweglichen Teilen mit Energieketten ausgerüstet, die einen festen Kabelweg außerhalb des Bauraumes erzwingen. Solche Energieketten sind heute nicht mehr teuer; bei Ebay gibt´s einen Meter fette Kette schon für unter 10,- €.
20230516_210142m.jpg
Die ab Werk verbauten Kabel erschienen mir teils etwas arg zu grobadrig für bewegte Kabel, so daß ich einen Teil gegen feinadrige Litzenkabel ausgetauscht habe. Dicke Adern neigen zum Drahtbruch, was wegen des "Wackelkontakteffektes" extrem blöd zu diagnostizieren ist.

Dann ging es an den Anbau des BL-Touch-Bett-Level-Sensors. Mechanisch total simpel, aber bei der Elektrik schug wieder die katastrophal schlechte automatische Übersetzung der chinesischen Anleitung ins Englische zu. Die Anleitung stimmte überhaupt nicht mit den Gegebenheiten überein. Offenbar hat Creality diverse Veränderungen während der Produktionszeit des CR10 S5 nicht in die Anleitungen eingepflegt.

Naja, letztlich mit Hilfe von viel Recherche im Internet habe ich rausgefunden, welches Kabel vom BL Touch an welchen Pin am Board gehört, und siehe da, das Schätzchen machte beim Einschalten schon mal einen Selbsttest.

Nun mußte aber noch die Firmware des Boards auf den zusätzlichen BL Touch geflasht werden. Wohlgemerkt ein Update, das direkt von Creality vertrieben wird. In der original Anleitung von Creality zum Anbau des Creality-Antlabs BL Touch war dann dargestellt, daß man zum Flashen der Firmware zunächst erst einmal mit zusätzlicher Hardware einen Bootloader aufs Board flashen sollte.
Laut Rückfrage bei Printerfarm-Olli vom Outpost One war dies aber gar nicht nötig. Trotzdem bekam mein Laptop per USB keine Verbindung zum Drucker, sondern meckerte immer über einen fehlenden FTDI-Treiber. Als ich den dann am nächsten Abend aufspielen wollte, stellte ich fest, daß das Windows (bei abgeschaltetem Laptop) auf wundersame Weise genau diesen Treiber gerade automatisch installiert hatte.

Plötzlich ging alles; das Board konnte geflasht werden, und so war dann auch ein neues "Bed-Leveling"-Menü vorhanden.
Das sogenannte Z-Offset (das ist der vertikale Abstand zwischen der ausgefahrenen Tastnadel und der Düsenunterkante) mußte noch eingestellt werden, was nach Anleitung kein Problem war.
Als neue Firmware habe ich erstmal ein fertiges .hex-File von Creality eingespielt, was den Nachteil hat, daß man nicht genau weiß, was die Chinajungs da so eingestellt haben. Creality bietet auch den voreingestellten Marlin-Quellcode an. Aber für einen ersten Test wollte ich erstmal was fertiges nehmen.

Dann das erste Bedleveling: Der Drucker fährt dabei vor jedem Druck (oder wahlweise nur auf Wunsch) 25 Punkte in einem 5x5-Raster ab, und speichert diese Höhenmatrix ab. Bei dem ersten Level fährt die Düse dann jeweils mit konstantem Abstand zum Bett, so daß die kritische erste Lage jedes Mal gut gelingen soll.

Bei meinem ersten Testdruck mit BL Touch hat das so lala funktioniert. Die Anleitung betonte bereits, daß man sich an den besten Z-Offset etwas herantasten muß. In meinem Fall würde ich behaupten, war der Bettabstand noch etwas zu groß. Dies äußerste sich z.B. darin, daß der Druck an der rechten Ecke etwas abgehoben hat. Ansonsten für einen ersten Testdruck halbwegs OK:
20230518_154502m.jpg
Die Erfahrungen aus dem ersten Testdruck: Trotz nachgerüsteter 50W-Heizpatrone und Metall-Extruder bleibt das Hotend die Bremse im System. Ich hatte Sorge, daß der Bettschubser-Drucker gedrosselt werden müßte, um die Beschleunigungen für die Teile nicht zu groß werden zu lassen. Aber in solche Geschwindigkeitsbereiche kommt der Drucker überhaupt nicht, weil der Extruder wegen der fetten 0,8 mm-Düse bei 40 mm/s schon schwächelt.

Ich habe während des Probedruckes reichlich mit Speed, Nozzle-Temperatur und Multiplier gespielt. Mit diesen Werten wir nun das Profil im Slicer für den nächsten Druck verbessert.

Wenn der Extruder aber sowieso nicht den Volumenstrom einer 0,8er Düse schafft, muß man überlegen, z.B. auf eine 0,6er zurückzugehen, da man dann bei vermutlich gleichem Volumenstrom zumindest vielleicht bessere Druckqualität hinbekommt.

Die Firmware des Druckers werde ich wohl doch noch mal von Hand bearbeiten und flashen, weil z.B. der X-Offset noch leer ist, was zu einem verschobenen Raster auf dem Bett führt. Außerdem ist Zmax noch auf 510 mm eingestellt, was ein mechanischen Crash an der Oberkante bedeuten könnte.
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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

So, das nennt man jetzt ja wohl mal Bauraumausnutzung :mrgreen: :

Bild

Das wird der Dome-Ring für den R4-Dome, den ich hoffentlich in einem Stück drucken möchte.

Bisher sieht´s gut aus. Erste Versuche mit PLA+ auf einem PEI-Druckbett waren leider fehlgeschlagen. Das PLA mochte einfach nicht ausreichend haften; trotz Reinigung und sehr knapp angesetztem Z-Offset, damit der erste Layer schön ins Bett reingeschmiert wird.

Jetzt teste ich eine Creality-Druckauflage, die offenbar eine Kopie der ultra-haftenden BuildTak-Oberfläche zu sein scheint. Die Creality-Auflage war so billig, da mußte ich einfach mal eine zum Testen mitbestellen.
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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

So, das hat schon mal super geklappt:

Bild

Eigentlich wollte ich ja nur einige Layer als Test drucken, ob die neue Druckoberfläche was taugt, aber nachdem dann die ersten Dutzend Layer prima geklappt haben, habe ich einfach mal laufen lassen. Speed noch etwas (auf 150 % hochgedreht), und Flow auf 110 %, und als mir im Laufe des Druckes klar wurde, was der "kleine" Ring für ein Riesenteil auch in der Höhe ist, immer mal wieder nervös auf das Restmaterial auf der Rolle geschielt.
Eigentlich sollte das kein Problem sein, weil der CR10S5 ja einen Materialsensor hat, und bei Filementende eine Pause einlegt, aber es war abzusehen, daß diese Unterbrechnung mitten in der Nacht sein würde, und ob das dann gut ist, wenn der Drucker fünf Stunden vor sich hin wartet ?
War aber müßig; die Rolle hat gut ausgereicht.

Die Haftung auf dem Creality-Druckbett war exzellent, bis auf eine kleine Stelle rechts, wo der Druck einen knappen Milimeter abgehoben hat. Dort war aber auch schon am ersten Layer zu sehen, daß trotz automatischem Bettleveling dort eine "Beule" im Druckbett ist.

Und dann kam der Moment der Wahrheit: Würde das Teil vom Bett wieder abgehen, oder würde man, wie oft beim extrem (zu) gut haftenden BuildTak, gleich beim ersten Teil die Folie zerstören ?

Nö, einfach das Blech mit der Creality-Haftfolie leicht gebogen, und schon ploppte der Ring easy ab. Links, wo das Material etwas intensiver einmassiert worden war, mußte man etwas mehr biegen, aber letztlich ging der gesamte Ring ohne Probleme und ohne irgendeinen Schaden an der Druckoberfläche ab:

Bild

Als nächstes steht jetzt der R4-Dome auf dem Programm. Dafür muß aber noch eine dickere Düse eingebaut werden, damit die Druckzeiten nicht zu ewig werden (gerechnet sind es schon mit einer 0,8mm-Düse rund 72 h). Und dann muß ich erst mal wieder ein paar Probedrucke machen, um Speed und Flow optimal einzustellen.
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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

Ach ja, noch ein Nachtrag, weil ich jetzt wieder von 0,8er Düse fasele, aber im vorvorletzten Post noch gejammert habe, daß das Hotend oder der Extruder so eine hohen Materialfluß gar nicht schaffen würden:

Da hat sich zwischenzeitlich ergeben, daß der Grund für das Schwächeln des Extruders ein zu klein eingestellter Strom des Schrittmotortreibers war. Ich habe einfach mal an den Potis der Schrittmotortreiber auf der Hauptplatine die Spannung gemessen. Diese Spannung ist proportional dem Motorstrom.
Jetzt gibt es leider im Netz keine wirklich offiziellen Aussagen, welche Spannung richtig wäre. Faustregel ist: Nur so hoch, bis der Motor dauerhaft nicht heiß wird.
Da man aber auch beim Messen schon festgestellt hat, daß der Treiber des Extruder-Motors um rund 20% unter denen der anderen Schrittmotoren lag, habe ich einfach mal den Extrudertreiber auf das Niveau der anderen Motoren hochgestellt. Und siehe da: Der Motor wird jetzt zwar handwarm, aber nicht heiß, und es gibt jetzt keine Schrittverluste mehr.
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Re: 3D Druck mit dem Creality CR10 S5 (500x500x500 mm)

Beitrag von Arnd »

So, jetzt wird´s ernst. Der ultimative Test des Bauvolumens steht an.

Freitag, 15.30 Uhr: Der CR10S5 ist vorbereitet. Der Extruderstrom ist noch einen Tick höher gedreht; das Bett ist nochmal genau eingelevelt und der Z-Offset eingestellt.

Der R4-Dome ist gesliced; der Slicer sagt 3,8 kg Plastik und 55 Stunden Druckzeit. Wenn das stimmt, und alles klappt, würde der Druck genau Sonntag abend fertig sein. Schauen wir mal. Also rein mit der SD-Karte, und los gehts.

Ach ne, da war gleich die erste Katastrophe: Ich hatte extra noch eine 4-Kilo-Rolle PETG 1,75 mm bestellt. Beim Öffnen des Kartons fiel mir aber leider eine 2,85 mm-Rolle entgegen. Ich hatte noch zwei 2,3 kg-Rollen 1,75er PETG, aber das hieße halt, mitten im Druck das Filament wechseln zu müssen.

Der erste Layer wurde schon mal ganz gut; schön gleichmäßig (soweit man das chinesische Wellenbett als gleichmäßig bezeichnen möchte).
Und so sah der Druck dann um 22 Uhr aus:
Bild

Das ist so die Dauer der meisten meiner sonstigen Drucke, aber hier war gefühlt kaum ein Anfang gemacht. Dann ging´s in die Nacht. Wie ja vielleicht schon mal erwähnt, hatte ich schon mal einen Brand an einem 3D-Drucker; deswegen waren wieder alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen: Über dem Drucker hängt ein Rauchmelder; der Schaum-Feuerlöscher steht bereit, und eine Webcam überträgt den Druck ins Schlafzimmer.

Am nächsten Morgen sah das Ganze dann schon so aus:
Bild

Und dann lief der Druck den ganzen Samstag durch. Am Nachmittag; bei rund 53 % gab es dann plötzlich Alarm: Der Drucker bewegte sich nicht mehr ! Die Anzeige sagt: "Print paused", der Druckkopf war in die X-Y-Nullposition gefahren, und hatte das Heizen abgestellt. Was war los ?
Eine Ursache war nicht zu erkennen, also testweise "Resume print" gedrückt, und siehe da, der CR10 nahm den Druck klaglos wieder an der richtigen Stelle auf. Mein alter Drucker hatte bei einer Pause immer Befehle verloren.
Natürlich habe ich dann den Druck eine Weile beobachtet, und siehe da, die "Pause" trat noch zweimal auf. Ursache war schlecht gewickeltes Filament. Offenbar "merkt" der Drucker, wenn kein Filament mehr gefördert werden kann, und pausiert dann. Von dieser Sicherheitsfunktion war ich völlig begeistert.

Inzwischen tat sich aber ein weiteres Problem auf: Die Druckplatte, die magnetisch auf dem Heizbett sitzt, hatte sich an den Ecken infolge Abkühlung des inzwischen echt großen Bauteiles vom Magnetbett gelöst. In der Mitte haftete es noch, aber würde die Ablösung fortschreiten ? Also den ganzen Abend beobachtet, aber es bewegte sich nichts.

Dann stand Samstag abend noch der Wechsel der Filamentrolle an. Nach der Erfahrung des Nachmittags habe ich einfach mal mutig die "Pause"-Taste gedrückt. Dann fix das Filament gewechselt, und weiter ging´s. Total problemlos !

Und so sah der Druck vor der Samstag Nacht aus:
Bild

Und wieder eine etwas unruhige Nacht mit dem Laptop am Bett. Am Sonntag morgen wachte ich um 08.00 Uhr auf und fand dies auf meinen Bildschirm:
Bild

Der Druck sollte nämlich ohne Stützstruktur ablaufen (55 Stunden reichen), und dank dieser dreieckigen Unterzüge, die aus der Wand herauswachsen, sollte dies auch funktionieren. Ich hatte sicherheitshalber 8 Top Layer eingestellt, weniger hätten es auch getan.

Der erste Layer auf der Unterzugskonstruktion sah nicht doll aus, aber das ist dem "Bridging" geschuldet. Das erholt sich ganz schnell in den folgenden Layern.
Bild

Und dann war es am Sonntag nachmittag geschafft: Mein größter Druck bisher, weitgehend problemlos abgelaufen.
Bild

Nach genau 48 h, 9 Minuten und 50 Sekunden war der R4-Dome fertig.
Bild

Und mit der Qualität bin ich absolut zufrieden. Knuffigerweise gibt es mittendrin einen Layer, der einen Hauch seitlich verschoben ist, aber da alle Layer danach wieder genau passen, kann es keine mechanische Blockade gewesen sein.

Druckdaten: 3,85 kg PETG, 245°C, Bett 70°C, 50 mm/s bei einer 0,8er Düse (das entspräche bei einer 0,4er Düse ca. 200 mm/s, ist also relativ flott). Layerhöhe 0,5 mm; Bauteilgröße ca. 47x47x33 cm.

Und über den CR10S5 kann man echt nicht meckern. OK, ich habe noch ein paar Kleinigkeiten verbessert, aber eigentlich wenig, was die Druckqualität angeht. Für solche großen Teile ist der CR10S5 echt prima geeignet !
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